Ein älterer Herr mit einem kleinen Jungen auf dem Schoß. Das Kind greift nach einer ablaufenden Sanduhr, die auf dem Tisch neben ihnen steht.
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Die letzte Lebensphase

Jeder Mensch muss sterben – das wissen wir, schon kleine Kinder lernen das. Dieses Wissen bleibt bei den meisten Menschen aber abstrakt. Konkret wird die Erfahrung des Todes erst, wenn wir ihm in die Augen blicken, wenn wir wissen, dass wir wirklich sterben müssen – vielleicht schon bald, sehr bald. Wir verdrängen unsere eigene Vergänglichkeit, solange es eben geht. Der bevorstehende Tod aber konfrontiert mit der Endlichkeit. Den Prozess des Sterbens, das Lebensende, können wir nicht beeinflussen. Der Tod geschieht an uns. In diesem Augenblick stellen sich Menschen die existenziellen Fragen des Lebens: Was trägt mich? Was ist der Sinn meines Daseins? Generell kann man diese Fragen nicht beantworten, jeder Mensch muss seine eigene Antwort finden. Am Lebensende wird die Gegenwart, das Sein im Hier und Jetzt, immer wichtiger. Sterbende denken und leben im Augenblick. Besonders wichtig werden ihre Beziehungen: Wie reagiert meine Frau, mein Mann auf meinen baldigen Tod? Wie gehen die Kinder damit um? 

Ein älterer Herr hält einen kleinen Jungen, das Kind schaut ihn neugierig an.

Noch einmal bewusst leben

Dabei ist es wichtig, die letzte Phase des Lebens ganz bewusst zu leben. Das Leben konzentriert sich auf das Wesentliche. Vielen sterbenden Menschen wird die Heimat wichtiger: Sie wollen noch einmal nach Hause, dort sterben, wo sie ihr Leben verbracht, gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden geweint und gelacht haben. Auch Versöhnung spielt am Lebensende eine große Rolle. Versöhnung mit Menschen, mit denen man im Unfrieden auseinander gegangen ist, aber auch religiöse Versöhnung mit Gott oder mit der Kirche. Viele Menschen können sich auch auf dem Sterbebett mit ihrer eigenen Lebensgeschichte, mit ihren Verwundungen und Verletzungen versöhnen. Wichtig ist es, zu erzählen. Über das eigene Leben sprechen. Wer erzählt, der versteht. Wer versteht, der kann einen Heilungsprozess in Gang setzen.

Eine große Herausforderung für Angehörige

Für Angehörige ist die letzte Lebensphase eine besondere Herausforderung. Viele wollen den Tod ignorieren, ihn nicht wahrhaben. Dabei ist es jetzt besonders wichtig, einfach da zu sein, auf den Kranken zu schauen und zu spüren: Was bewegt diesen Menschen, die geliebte Ehefrau, den geliebten Vater? Worüber möchte er vielleicht sprechen, was will er in seinen letzten Tagen noch klären, welchen Streit beilegen? Viele Angehörige beginnen schon vor dem Tod zu trauern. Immer mehr muss man vom geliebten Leben Abschied nehmen. So vieles verändert sich. Vielleicht kann meine geliebte Ehefrau, mit der ich gestern noch lachen konnte, heute schon nicht mehr sprechen. Das ist ein Schock. Es ist schwierig, damit umzugehen. Vielen hilft hier das Gebet.

Ein kleiner Junge im Portrait, der gerade neugierig die Hände eines älteren Mannes begutachtet.
Ein älterer Herr mit einem kleinen Jungen auf dem Arm, die sich gegenseitig ansehen.

Angst zulassen

Wer stirbt, hat sehr oft auch Angst – schließlich weiß niemand vorher, wie es ist, zu sterben. Es ist die Angst vor dem Ungewissen: Man wird schwächer, verliert nicht selten die Kontrolle über den eigenen Körper. Auch hier ist es wichtig, die Angst erst einmal wahrzunehmen. Es ist sehr viel wert, zu spüren, dass man mit seiner Angst nicht allein ist. Sterbende Menschen nehmen die Stimmung um sie herum sehr intensiv wahr. Ist das Krankenzimmer von Streit erfüllt oder von Liebe? Vor allem Hektik wird für die Kranken zu einer großen Herausforderung. 

Die Sprache der Liebe 

Ganz wichtig ist jetzt liebevolle Zuwendung. Die Sprache der Liebe ist die erste Sprache, die schon ein ganz kleines Baby wahrnehmen und verstehen kann – und es wird auch die letzte Sprache sein, die wir verstehen. Eine Sprache, die wir noch wahrnehmen können, wenn viele Körperfunktionen bereits versagt haben. Die Ausdrucksform, die auch am Ende, in den bittersten Augenblicken des Lebens tragen und trösten kann.

Kann man sich auf den Tod vorbereiten?

Auf den Tod kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Dieser Prozess ist so einmalig, dass man ihn nicht beeinflussen kann. Man weiß nicht, woran man einmal sterben wird. Aber man kann versuchen, möglichst bewusst zu leben und sich immer wieder zu fragen: Was trägt mich in meinem Leben? Was ist mein Anker, an dem ich mich festhalten kann? Für sehr viele Menschen ist dieser Anker der Glaube. Gerade das Gebet mit Sterbenden und für Sterbende ist sehr wichtig, ebenso die Sakramente oder Segnungen. Das verbindet uns mit der großen, unendlichen Wirklichkeit, die wir Gott nennen – die Ewigkeit, in der wir geborgen sind.

Ein älterer Herr im Portrait, der in die Ferne blickt.

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